Bastienne Schmidt: Home Still Life

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Zwei Fotoarbeiten mit Bäumen der in New York lebenden Bastienne Schmidt: Das eine kontemplativ, durch die altertümliche Kleidung und die Perspektive ein wenig an romantische Gemälde erinnernd, das andere aufwühlend, an die Wurzeln gehend. Hier werden in einer Baumschule Bäume geerntet und mitten darin eine kleine Figur mit gesenktem Blick. Diese Tableaus als Stillleben zu bezeichnen wirkt irritierend, denn Stillleben werden normalerweise im Studio arrangiert. Bastiennes Arbeiten sind hingegen Landschaften und Interieurs, in denen sie selbst figuriert. „Home Still Life“ ist daher eher Ausdruck eines Zustandes, wie ihn Fotografinnen mit Kindern oftmals schildern. Sie haben zeitweise das Gefühl, das Leben gerinne zum Stillleben.

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Bastienne Schmidt setzt sich mit der Rolle als Mutter und Künstlerin auseinander und findet eindrückliche Bilder mit großer Sogkraft. Diese beruht auf dem schönen Licht und vor allem auf den vielen, uns allen verständlichen Bezügen, die in diese Motive verwoben sind. Verarbeitet werden filmische Eindrücke sowie malerische Vorbilder: amerikanischen Künstlern wie Edward Hopper und Andrew Wyeth erweist sie ihre Referenz ebenso wie Vermeer oder dem japanischen Holzschnittkünstler Hokusai. Es ist ein Spiel mit Stereotypen und Klischees. Der in die untergehende Sonne reitende Cowboy lässt ebenso grüßen wie Doris Day als die Superhausfrau in den Spielfilmen der 50er-Jahre. Bastienne Schmidt sagt:

It is meant as an ironic commentary towards the depiction of men in cowboy movies, where in the last frame the lonely cowboy will ride out into the wide horizon, something that a woman at home with children is not expected to do. These photographs are part of of a series using large scale drawings, photography and film stills showing women’s roles refracted through the lens of fifties advertising, where the role of the housewife was glamorized.

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Vielen wird der Name bekannt sein, denn Bastienne Schmidt fotografiert sehr erfolgreich für die führenden Magazine. Besonders im Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war sie regelmäßig mit ihren charakteristischen Schwarzweiß-Fotos vertreten, gleichermaßen publiziert sie aber auch in den USA. Hinzu kommen monografische Bücher: 1996 erschien „Vivir la Muerte“, 1997 „American Dreams“ und 2005 kam „Shadow Home„, ein distanzierter Blick auf Deutschland, heraus. Alles erfolgreiche, mit Preisen ausgezeichnete und durch Ausstellungen begleitete Bildbände. 2010 wird nun „Home Still Life“ im Jovis Verlag, Berlin, als Bildband erscheinen und es ist schön, dass Bastienne Schmidt uns vorab einen Einblick in dieses Projekt gewährt.

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Bastienne Schmidt wurde zwar in München geboren, verbrachte ihre Kindheit jedoch in Athen. Sie studierte Kunst in Italien und ging 1987 nach New York, wo sie am International Center of Photography zunächst dem Fotografen Ralph Gibson assistierte. Seit 1989 arbeitet sie als freie Fotografin, inzwischen aber zunehmend als Multimedia-Künstlerin. Ihre Fotografien befinden sich in den Sammlungen des Museum of Modern Art in New York, des International Center of Photography, des Brooklyn Museum, des Victoria and Albert Museum in London, um nur die bekanntesten zu nennen. Mehr auf ihrer Homepage.

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