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April-Samstag auf dem Land: Die Bäume schlagen aus und die Motorradfahrer-Saison beginnt.

Das größte Hindernis zwischen uns Hobbyfotografen und guten Fotos ist die eigene Schwerkraft. Und, nun ja, oft fehlen auch die Ideen. Aber wenn man gar nicht erst anfängt, kommen weder Ideen noch Fotos zustande. Mit Ideen meine ich gar nichts Ausgefallenes. Aber schon die Frage, wo man denn heute mal fotografieren könnte, ist vom Tisch aus, an dem man gerade sitzt, nicht leicht zu beantworten. Nun unterliegt das bei mir zudem verschärften Bedingungen: Nachdem ich mehrfach schriftlich davor gewarnt habe, auf Märkten zu fotografieren, konnte ich den Mittelaltermarkt auf Burg Hohenstein schon mal streichen. Dabei finde ich das im Grunde kein so schlechtes Thema, diese Mittelalterambitionen auch ganz junger Menschen, die hier im Beinahe-Rheingau mit seinen vielen Burgen und Burgruinen wahrscheinlich noch fotogener ausfallen als anderswo. Das nächste Mittelalterevent ist auf der Loreley. Vielleicht nimmt sich jemand dieses Themas an? Hingehen und knipsen kann natürlich jeder, aber besser wäre es, sich Gedanken zu machen, was man daran spannend findet und zeigen möchte.

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Landschaftsverfremdung zur Orientierung.

Einer der großen Unterschiede zwischen Stadt und Land ist, dass auf dem Land unentwegt Freiluftveranstaltungen stattfinden, bei denen immer „für Speis und Trank gesorgt“ wird. Da muss es auch noch etwas anderes geben als Märkte, Sportereignisse zum Beispiel. Zu einem solchen geriet ich heute über einen Umweg. Verabredet war ich nämlich mit einem Nachbarn, der für seine professionelle Holzfeuerung in eigens dafür gemauertem und mit Büroleuchten fein ausgestattetem Anbau, an jedem möglichen Wochenende in den Wald fährt, um Holz zu holen. Das ist auch so ein Ding hier auf dem Land, dass Männer einen Kettensägenschein machen, um selbst Bäume zu zerlegen. Die mit den „Amateurbrennstellen“ nehmen teilweise sogar das Kronenholz, aber wer ein privates Heizkraftwerk betreibt, wie mein Nachbar, lässt sich vom Förster das gerückte Stammholz zuteilen. Da ich schon eine Ansammlung von „Men at Work“-Motiven habe und auch das Thema „Mensch in der Landschaft“ weiter verfolge, wollte ich also heute den Nachbarn fotografieren, wie er Stämme zersägt. Dazu kam es vorerst nicht.
Erst einmal war das Wetter heute morgen trüb. Flaches Licht ist langweilig, ich ging also Lebensmittel einkaufen. Dem Nachbar ist beim Kettensägen das Licht egal, er fuhr in den Wald. Da ich mir hatte beschreiben lassen, wo das gerückte Holz liegt, fuhr ich nach, als die Sonne durchkam. Mit dem leichten morgendlichen Dunst über der Landschaft absolut ideal. In die Quere kamen mir allerdings die Absperrungen zur Enduro-Meisterschaft auf dem hiesigen Motocross-Gelände.
Aber ich bin ja flexibel und vom Geräuschpegel her war das eine wie das andere: laut. Und das, obwohl der Lauf noch nicht einmal angefangen hatte. So ein Rennen zu fotografieren mag für Fans ganz spannend sein, mein Fall sind Sportfotos nicht. Mich interessieren die Fahrer, warum sie das machen, und ich war dann erstaunt, von mehreren zu hören, dass sie Angst haben, weil sie das erste Mal an so einem Rennen teilnehmen. Besonders goldig fand ich, dass mir einer nachrief, ich solle doch mit der guten Kamera nicht hier durch den Staub laufen – vor allem teure das Objektiv! Ich hatte in der Tat vergessen, was er aber nicht sehen konnte, den UV-Filter aufzuschrauben, den ich mir eigens für solche Fälle zugelegt habe. Aber da ich ihn, im Unterschied zu anderen, hinterher auch wieder abnehme, kann das vorkommen. Er war immerhin in der Fototasche. (Ich sag ja: Samstagsfotograf/in. Wie früher die Sonntagsfahrer.)

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Der Kleine wird auf jeden Fall mal Profi, der bockt jetzt schon seine Maschine hoch.

3 Antworten

  1. Flaches Licht ist langweilig? Das klingt ja fast nach „Schwerkraft“. …trübes Wetter und Morgendunst im Wald und dazwischen ein Mensch der Holz schlägt oder sägt; ideal für SW Fotos 🙂

  2. Liebe Frau Mettner, jetzt haben Sie mich aber richtig enttäuscht. Mittelaltermärkte??? Burgruinen??? Lockt jetzt doch wieder das Pittoreske, Malerische? Vielleicht darf ich jetzt auch wieder Street- und Konzertfotos machen, in Schwarzweiß und mit Trauerrand? 😉