In Namibia hat Julia Runge ihre Abschlussarbeit an der Ostkreuzschule fotografiert und war damit einer der Gewinner des Popcap ’16. Schon als ich sie für „Fotopraxis mit Perspektive“ interviewte, sprach sie von ihrem Plan, die sich selbst Baster nennende Ethnie in ihrer gefühlten zweiten Heimat Namibia zu fotografieren. Den Bildern sieht man an, dass Julia Runge wie schon bei früheren Aufenthalten mit den Porträtierten lebte und in die Hausarbeit eingebunden war.
Dadurch entstand für sie „das Problem, dass ich durch meinen fehlenden Abstand Bilder sah und als bedeutsam empfand, weil ich hautnah und emotional mit dabei war – aber für Betrachter, die damit nichts zu tun hatten, haben sich die Bilder teilweise nicht erschlossen. Also musste ich mich zwingen, einen gewissen Abstand einzunehmen“, berichtet sie in einem Interview auf Kwerfeldein. Sie hat „Basterland“ analog mit einer Mamiya 645 auf Kodak Portra Filmen erarbeitet. Ein spannendes, aber auch kostspieliges Verfahren. Sie sah ja die Ergebnisse erst zurück in Berlin nach dem Entwickeln und Scannen. 50 Motive hat sie in ihrem selbst verlegten Buch veröffentlicht, das Texte in drei Sprachen enthält und auch in Namibia erfolgreich verkauft wird. Ich bat die 1990 in Berlin geborene Fotografin, die hier veröffentlichten Motive für fotofeinkost zu kommentieren.
Baster gingen aus Beziehungen zwischen europäischen Einwanderern und in der Kapregion lebenden Afrikanerinnen, meist Nama- und Khoi-San-Frauen, hervor. Mitte des 19. Jahrhundert zogen sie aus Südafrika ins zentrale Südwestafrika und ließen sich um ihren Gründungsort Rehoboth nieder. Hundert Jahre nach dem Aufstand der Baster von Rehoboth gegen die deutsche Kolonialmacht, gibt der Fotoband „Basterland“ mittels verdichteter Bilder einen facettenreichen Einblick in das gegenwärtige Leben des in Namibia ansässigen Volkes.
Julia Runge: Basterland
Broschur, 20 x 16 cm, 110 Seiten, durchgehend Farbfotografien, ISBN 978-3-941602-94-6 29,95 Euro
Er ist hier zu beziehen.