Scarlett Hooft Graafland im Fotolabor

Während der Unseen in Amsterdam gab es Gelegenheit, der niederländischen Künstlerin Scarlett Hooft Graafland (Jg. 1973) in ihrem Fotolabor zu begegnen. Graafland hat noch bis 4. Dezember 2016 eine Ausstellung im Fotomuseum Huis Marseille.

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Scarlett Hooft Graafland vor einem Proofprint des Leitmotivs ihrer im Huis Marseille gezeigten Ausstellung

Das Werk der Künstlerin oszilliert zwischen Fotografie, Performance und Skulptur. Die Performance oder die (lebenden) Skulpturen finden allerdings ohne Publikum in den entlegendsten Gegenden der Welt statt: in der bolivianischen Salzwüste, in der kanadischen Arktis, auf Madagaskar oder Vanuatu. „Shores like you“, so der Titel der Ausstellung, nimmt Bezug auf Graaflands Vorliebe für Inseln und das Thema des Anlandgehens, das gerade bei den heutigen Flüchtingsströmen aktuell ist.

Scarlett Hooft Graafland fotografiert analog, weil das unter den extremen Bedingungen für sie einfacher zu handhaben ist. Umso wichtiger ist die Zusammenarbeit mit Peter Svenson vom Aap-Lab, dem Fotolabor ihres Vertrauens, wo die großen Prints ihrer Arbeiten entstehen. Die sind immer in Hochglanz und mit gesättigten Farben.

Die menschliche Figur in der Landschaft

Vielfach unternimmt sie große Anstrengungen, um ihre Bildideen zu realisieren. Auf dem Titel ihres Bildbandes sitzt sie selbst barfuß in einem Eisbärenfell – bei minus 25 Grad. Auf einem anderen umschlingen ihre Beine einen Kaktus, was recht schmerzhaft anmutet. Für ein weiteres Motiv lag sie stundenlang auf dem First eines Daches. Immer, wenn der Film gewechselt werden musste, kam derjenige, der die Aufnahmen machte, zu ihr aufs Dach, damit sie das erledigen konnte. Meist kooperiert sie mit örtlichen Künstlern, weil sie denen ihre Ideen am ehesten vermitteln kann.

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Lebhafte Schilderung im Fotolabor-Ambiente. Im Vordergrund der Katalog ihrer Ausstellung.

So interessant wie es ist, wenn sie von der Entstehung ihrer Arbeiten spricht, so desillusionierend kann es auch sein. Der farbige Iglu verliert sein Geheimnis, wenn man erfährt, dass sie Brausepulver in die Arktis brachte, um ihn zu bauen. Das war nicht nur wegen der Kälte anstrengend, sondern auch, weil die Einheimischen das ziemlich seltsam und unnütz fanden, was sie vorhatte. Iglus werden aus Schnee gebaut, nicht aus Eisplatten. Kaum jemand, berichtete sie, beherrsche überhaupt diese Technik. Die Inuit willigten schließlich ein, bestanden jedoch darauf, den farbigen Iglu vor einer Schule zu bauen, damit wenigstens die Kinder etwas davon hätten.

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Print mit dem Limonaden-Iglu auf dem Tisch des Aap-Labors in Amsterdam.

‚Making of Lemonade Igloo‘ – Scarlett Hooft Graafland from We Like Art on Vimeo.

Im Fotolabor in Amsterdam

im Aap Fotolabor Amsterdam
Labordetail im Aap-lab I
Fotolabor-Impression
Fotolabor-Detail II

Das Beitragsbild zeigt Probestreifen von Scarlett Hooft Graafland: Dunes like you, Vereinigte Arabische Emirate, 2016