Shinjuku-Kameraläden

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Japan, speziell Tokio, ist ein Paradies für Fotografen. Tagsüber gibt es viel zu fotografieren und abends kann man bei Bic Camera oder bei Yodobashi Camera abhängen und die geduldigen Verkäufer mit Fragen traktieren, vor allem die mit der Armbinde, die sie als Englisch sprechend ausweist. Aber auch alle anderen sind sehr hilfsbereit. Das Tolle ist: Man kann die ausgestellten Objektive wirklich auf seinen Body schrauben. Das ist nicht wie in Deutschland, wo es immer heißt: “Leider gerade nicht lieferbar”, oder: “Auspacken kann ich Ihnen das nicht!”. Inspiriert vom sehr genialen Touch-Pad von Apple habe ich mich zu diesem Thema umgesehen, zum Beispiel bei Grafiktabletts, aber da fehlt dann doch das Angebot von Logitech zum Vergleich. Die Läden haben allerdings eine nervtötende Beschallung und sehen teilweise ziemlich chaotisch aus. Selbst eine Siebentausendeurokamera liegt da angekettet und angegrabbelt herum, ebenso die Mittelformat-Pentax. Apropos Pentax: Die bieten hier Modelle in Modefarben an! (Auch für die Notebooktastaturen gibt es Silikonauflagen in lila, gelb oder anderen grellen Farben.) Speicherkarten und auch sonst so ziemlich alles ist aber nicht günstiger, sondern meist deutlich teurer als bei uns.

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Stylish der übervolle Apple Store in der für ungetrübtes Shoppingvergnügen am Sonntag autofreien Ginza. Selbstverständlich sind die Geschäfte alle am Wochenende offen, denn da haben ja alle Zeit, einzukaufen.

Japan ist ein Taschenland, was sich auch in den Fotobereich ausdehnt. Hier gibt es Modelle, die sonst nirgendwo erhältlich sind, zum Beispiel von Timbuk2, einem Hersteller aus Kalifornien, der Messengerbags herstellt, und nach der Homepage zu urteilen nur in Japan Fototaschen anbietet, die zugleich ein gepolstertes Fach für ein Notebook oder wohl eher das iPad haben. Die sehen super aus und ich konnte nur schwer dem Kauf widerstehen (ca. 160 Euro, aber was hätte meine weit gereiste Billingham-Hadley dazu gesagt?). Eine kleinere, auch sehr schöne Fototasche in Pink kostete nur um 50 Euro, aber mein Verdacht, sie sei nicht wasserdicht, wurde vom Verkäufer bestätigt. Eine nicht wasserdichte Fototasche ist aber in Japan ein Witz. Wenn es hier regnet, dann nämlich richtig. Ich habe mich schließlich für ein Innentuning meiner Billingham entschieden. Unter der großen Auswahl an Einsätzen von Etsumi findet man leicht einen passenden und den kann man leicht in den Rucksack oder eine andere Tasche umziehen. (Ich besitze jetzt Modell D in Pflaumenfarben. Die haben auch einen super Überzieher zum Fotografieren bei Regen.)

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Fotografin am Meiji Schrein in Tokio, die mich bereitwillig ihre lustige Tasche fotografieren ließ. Gibt es bei Bic Camera auch in schwarz, wie ich später sah.

Hier fotografieren so viel Frauen, dass sich sogar die Herstellung von Kamerataschen, die wie Handtaschen aussehen, lohnt. In den Parks sieht man recht betagte kleine Damen tiefgebeugt stundenlang über ihre auf einem Stativ montierte Analogkamera auf ein Naturmotiv lauern. Gerne auch in Zweiergrüppchen. In den U-Bahnen unterhalten sich Mädels mit Katzenanhängern an ihren Taschen über ihre Kamera. Wo immer die Natur sich von ihrer besten Seite zeigt, sind Scharen von Fotografinnen und Fotografen anzutreffen. Die riesigste Auswahl in den Fotoläden steht bei den Stativen. Besonders ältere Japaner sind, wenn sie es ernsthaft betreiben, äußerst bedächtige Fotografen. In einigen Gärten und Tempeln gibt es daher Hinweisschilder, die das Verwenden von Stativen untersagen.

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Handgemaltes Schild am Hamarikyu-Garten in Tokio, in der Nähe des berühmten Fischmarktes.

Man darf hier eigentlich überall und alles fotografieren. Es gibt jedoch auch ganz absurde Verbote, die penibel durchgesetzt werden. So ist das Fotografieren im gesamten Gebäude von Panasonic so streng verboten, dass ich gerügt wurde, als ich aus dem Fenster knipste – mit einer Panasonic-Kamera, was aber keine mildernden Umstände gab. Auch ausgerechnet im Tokioter Fotomuseum ist das Fotografieren strengstens untersagt.

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Außenwand des Tokyo Metropolitan Museum of Photography

Dort läuft gerade eine sehr interessante Porträt-Ausstellung, bei der einige bekannte Klassiker gezeigt werden wie Diane Arbus oder August Sander, aber doch mehrheitlich japanische Fotografen, so dass es für mich auch Neues zu sehen gab. Großartig finde ich “Ecce Homo” von Hiroo Kikai, der Porträts im Tokioter Stadtteil Asakusa fotografierte, oder Jogi Hashiguchi, der Jugendliche in der Natur (Sander nicht unähnlich) porträtierte. Im Keller des Museums sponserte Canon eine Präsentation junger Fotografen. Da lagen die Mappen museal beleuchtet zum Durchblättern für jeden bereit. Eine an sich sehr gute Idee, wären nur die gebotenen Arbeiten interessanter gewesen. Dabei muss ich der Gerechtigkeit halber einräumen, dass ich als bekennender Japan-Fan keineswegs ein Fan der japanischen Fotografie bin. Die Motive sind mir entweder zu “poetisch” oder zu alltäglich banal. Daido Moriyama ist hier ein berühmter, verehrter Fotograf. Die Verehrung von Fotografen ist auch etwas, das es bei uns nicht gibt. Bei Komiyama Shoten finden Sammler von Fotobüchern reiche Beute. Der alt eingesessene Laden im Buchviertel Kanda beherbergt im obersten Stock auch käufliche Originalfotografien.

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Oberste Etage von Komiyama in Kanda, Tokio (oben) und origineller Reflektor auf Tempelfilz und Tatami in Kyoto.

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Verlosung

Heute sah ich bei einem japanischen Berufsfotografen einen kleinen Reflektor (30,5 cm im Durchmesser), der um das Objektiv herum hält, so dass man die Hände frei hat. Eine gute Idee, finde ich, und machte mich gleich auf zu Yodobashi in Kyoto, wo ich davon zwei kaufte. Einen für mich, aber einen Aufsteckreflektor verlose ich unter allen, die über meine Webseite zwischen dem 1. Dezember 2010 und dem 20. Dezember (12 Uhr mittags) eines meiner Bücher bestellen oder hier einen Kommentar posten. Ein kleines Fotofeinkost-Weihnachtspräsent aus dem Heimatland unserer Kameras.

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Diesen Reflektor – hier die weiße Seite mit den Straps zum Befestigen – gibt es zu gewinnen. Von mir in Japan käuflich erworben. Wird sofort nach Auslosung verschickt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen und verlost wird am 20.12.2010 um 12.10 Uhr.

20.12.2010: Der Gewinner ist Stefan aus Rostock. Er wurde per Email benachrichtigt. Danke allen fürs Mitmachen!

23 Antworten

  1. Danke für den Artikel. Er macht Lust diese ganz andere Welt zu besuchen.

    Warum besteht kaufzwang bei der Verlosung? Ich weiss nicht ob das rechtens ist.
    Habe vor einem Jahr ein Buch gekauft, dann ist man raus?

  2. Toller Bericht, begleitet von schönen fotografischen Impressionen. Japan nicht gerade ein Traumreiseziel von mir aber wenn ich das so lese und sehe bin ich plötzlich neugierig auf mehr …

  3. Schöner Artikel, macht Lust auf mehr.

    Der Hinweis zum Fotografierverbot zeigt, dass dieses Thema immer mehr alles durchsetzt. Das ist nicht gut. Auf http://www.fotomonat.de habe ich mich dazu auch schon geäußert. Ich halte die Frage des Fotografierverbotes für eine zu wenig diskutierte Frage.

  4. Toller Bericht und interessanter Reflektor.Wohl die „available light version“ eines Beauty dish?!Sollte zumindest annähernd ähnliche Glanzlichter in den Augen erzeugen.

  5. Ein sehr schöner Bericht!! Und der Reflektor eine gute Idee – würde gerne an der Verlosung dafür teilnehmen.

  6. Ein Bericht, der wirklich einen Eindruck von dem Land gibt. Zumindest auf Dinge, die mich auch daran interessiert hätten 🙂
    Klappt dieser Reflektor dann eigentlich nur bei Gegenlicht oder kann man ihn auch von hinten mit Einem Blitz als Diffusor nutzen?

  7. ich habe diese seite erst vor ein paar tage entdeckt, doch inzwischen gehört sie schon zu meinen lieblingsseiten…
    sehr schöner und informativer bericht. danke!
    ps: und dieser reflektor hats mir besonders angetan…

  8. Ich kommentiere hier nicht wegen des Reflektors sondern weil mich der Bericht an meine Tokyo Aufenthalte erinnert die aber jetzt schon fast 15 Jahre zurückliegen – macht Laune mal wieder hinzufahren !

  9. Hallo, ich habe diese Seite eben grade erst entdeckt, als ich auf der Suche nach einem CGI-Studiengang ausser dem in Nürnberg war. Klasse finde ich ausser dem Reflektor auch die Tasche, die aussieht, wie eine Kamera. Vielleicht gibt es ja dazu auch einen Link? So auf die Schnelle hab ich nämlich nichts gefunden. Ich poste jetzt erstmal nur und wünsche mir dann das Buch zu Weihnachten…;-)
    Viele Grüße!
    Melanka

  10. Die Timbuk-Phototaschen sind mittlerweile auch auf der amerikanischen Website zu finden (zumindest die kleine Größe). Der Reflektor sieht interessant aus. Passt der auch auf die 2,8er-Standardzooms?

  11. Hallo Frau Mettner,
    Ihr Bericht ist süß und ich kann ihn nur bestätigen. Es macht, als Fotobegeisterter, unheimlichen Spaß durch die japanischen Fotogeschäfte zu schlendern, was ich immer am Abend tat. Völlig Zwang- und Krampflos läuft alles ab. So habe ich endlose Zeiten damit verbracht mit teueren Kameras (D700, D3 u.s.w.) zu experimentieren und zu probieren, sogar durch nette Gesten des Personals dazu ermuntert, so etwas sollte man hier einmal versuchen. Und das Kamerartaschenangebot ist wirklich schier riesig!
    Bis bald (in Japan?), Tobias Schirmer.

  12. Liebe Frau Mettner,

    Foto-Feinkost-Sushi erster Qualität 🙂 Herzlichen Dank für den spannenden Artikel – informativ und unterhaltsam zugleich – ein wirklicher Genuss ! Es ist immer wieder toll hier vorbeizuschauen.

    Viele Grüße
    Claudia

  13. INteressierter Feinklostleser interessiert sich für den feinen „ums-objektiv-schnall-Refelktor“.

    Das ist echt eine sehr gute Idee. Mal schauen ob ich der glückliche bin.

    Liebe Grüße,
    Parsel